Der ex-Sultanmarkt 

ist ein wesentlicher Teil des vom Verein Kunst und Kultur Baustelle  8001  und vom Kulturrat (siehe weiter unten)  getragenen, internationalen Stadtteil Kunst- Kultur- und Bildungsprojekts. Der ex-Sultanmarkt ist im Juni 2021 inmitten der Corona Zeit eröffnet worden (Wir konnten vieles, was coronabedingt ausfiel mit der großen Fläche auffangen und etliche Formate während und nach Corona neu entwickeln). Das geschah im Rahmen des "Utopolis" Projekts -Transformation in der Neustadt- (09/19-09/23). Der Markt wurde uns von der Sanierungsgesellschaft der Stadt Flensburg (Ihrsan) zur Verfügung gestellt und kostet uns 10.000,-- Euro im Jahr. Das ist nicht viel, für uns aber schon.


Der ex-S ist ein sehr gutes Beispiel für ein funktionierendes, internationales, partizipativ organisiertes Stadt(teil)projekt, das auch seit der  Beendigung der besonderen Förderung im September 2023 gut bis sehr gut läuft.  Es gibt ein weitreichendes Presseecho, eine Master- und eine Doktorarbeit über das Projekt. Unser Anliegen, den kulturellen Bedürfnissen und der Internationalität der ganzen Stadt, den Menschen in der Neustadt und des Flensburger Nordens entgegen zu kommen, konnten wir sehr erfolgreich umsetzen. Dementsprechend ist dieses regionale Stadtteilprojekt sehr vielfältig regional und international aufgestellt.
Das bedeutet vor allem, dass sich in allen Arbeits- und Verantwortungs- und Entscheidungsbereichen die Internationalität auch praktisch widerspiegelt.

Vom kleinen Workshop mit 5 Menschen bis zu großen Stadteilfesten mit 1000 und deutlich mehr Besuchern und Besucherinnen kommt hier alles vor.  Pro Jahr besuchen rund 11.000 Menschen die Veranstaltungen. Vieles von dem, was hier veranstaltet wird, hätte ohne diese Initiative mit Sicherheit nicht zur Geltung kommen können. 

Das gesamte Programm der Jahre 2021-22-23  ist in der Doku "Transformation in der Neustadt" veröffentlicht.  Das aktuelle Programm und ein Archiv befindet sich auf dieser Webseite.
Pro Jahr finden im ex-Sultanmarkt zwischen 50-70  öffentliche, auch mehrtägige  Veranstaltungen  (z.B. Ausstellungen)  u n d  zahlreiche öffentliche Workshops statt. 

Der ex-S ist 240 qm groß und kann mittels mobiler Moltonwände in kleinere Areale eingeteilt werden. Darum eignet er sich für sehr viel verschiedene Veranstaltungsanlässe. Es gibt eine fest installierte 20qm große Bühne für Konzert- und Theaterveranstaltungen. Der ex-S ist etwas Besonderes, z.B. weil er barrierefrei ist und innendrin hell und freundlich.  Er verfügt über einen eigenen begrünten Vorplatz.
Zusammen mit den beiden anderen Standorten der Kunst und Kulturbaustelle e.V. (Neustadt 12 - 50 Meter entfernt- und offener Kanal)  kommen 420 qm Indoorfläche zusammen und darum handelt es sich für Flensburger Verhältnisse um einen größeren Kulturstandort.

Das temporäre Projekt ex-Sultanmarkt endet im Dezember 2025 - leider!

Wir haben uns seit der Kündigung im Mai 2024 um eine Fortsetzung des Mietvertrags bis Ende 2026 bemüht, um genügend Zeit zu haben, einen neuen Standort zu finden und das Projekt weiter zu entwickeln.
Lieber wären wir da geblieben, wo wir jetzt sind.
Leider ist es so, dass "die Stadt" keines unserer vielen Angebote angenommen hat, die Strukturen vor Ort für einen partizipativen Entwicklungsschub zu nutzen und das sehr lebendige Kulturleben im ex-Sultanmarkt  zu etablieren, als Stadtteilzentrum. Wir hatten zunächst die Hoffnung, dass durch intensives Vorangehen und durch die Schaffung von partizipativen, internationalen Strukturen bei "der Stadt" ein Interesse entsteht zur Kooperation und Zusammenarbeit. Stattdessen wurde stur immer auf die eigenen Ideen und Sponsoren gepocht. Offensichtlich hat sich hier jemand in den Kopf gesetzt, nur das zuzulassen was den eigenen Vorstellungen von Zukunft entspricht. Der Mietvertrag ist gekündigt. Wäre diese Kündigung nicht gekommen, dann wäre der ex-Sultanmarkt ein Selbstläufer. Man kann also  ohne mit der Wimper zu zucken von einer Zerschlagung von echtem, funktionierendem Begegnungsraum sprechen, der einmalig ist. Ob diese Zerschlagung bewusst oder durch unbewusstes Taumeln eintritt, ist egal. Fakt ist, dass das Angebot der Partizipation aktiv  ausgeschlagen worden ist.
Es ist aber auch eine Tatsache und das Hauptargument der Raumgeber, dass uns der Raum ja nur temporär angeboten wurde und darum auch gekündigt werden kann. Tatsächlich haben wir in Vorbereitung auf die Katastrophe einigen Gruppen empfohlen, sich jetzt schon andere Räume zu suchen, damit wir uns konzentrieren können auf die Kunst und Kultur und die Bildung, also auf unsere DNA. Das Ganze können wir im Moment nicht zusammenhalten

Leider sind wir in den Augen der Sanierungsgesellschaft kein ernsthaftes Gegengewicht zu den Interessen und der Kapitalkraft von Investoren und so ist die einmalige und für die Neustadt historische  Chance zu einer umfangreichen Beteiligung der Menschen mit vielen Argumenten abgelehnt worden. Die Nachnutzungspläne für den ex-Sultanmarkt sind uns derzeit nicht bekannt. Auf unsere Nachfragen hin wurde stets eisern geschwiegen und Versuche, mit künftigen Investoren in ein Gespräch zu kommen wurden aktiv abgelehnt. 
Nun wird es im März eine erste öffentliche Veranstaltung geben auf der die Sanierungsgesellschaft ihre Pläne vorstellen möchte. Wie haben eine kleine bislang unbegründete Hoffnung, dass der Investor sich etwas von uns abgeschaut hat (das wäre normal) und irgend einen Plan in Richtung Kultur hat.

Unterstütze uns, denn das Projekt ist keine Selbstverständlichkeit, eher immer noch eine Ausnahme.
Der Betrieb in der Neustadt 12 läuft natürlich weiter und kann sogar die ein oder andere Gruppe aus dem ex-Sultanmarkt aufnehmen. Einen größeren Teil der internationalen  Stadtteilarbeit müssten wir und würden wir dann aber einstellen. Im Grunde alles, was nicht direkt mit Kunst zu tun hat. Denn Kunst ist unsere DNA. Wenn es keine Möglichkeiten mehr gibt für die Sonderleistungen, dann müssen diese gestrichen werden. Besondere Förderungen gibt es dafür von der Stadt Flensburg ohnehin nicht. Alles wurde stets aus Landes- und Bundesförderungen und aus der Ehrenamtlichkeit heraus gestemmt.

Wir können in einem kleineren, anderen Stil weitermachen. Kein Problem! Das haben wir ja vor 219/21 ja auch gemacht. Für bestimmte Veranstaltungen, wie Konzerte, die Theatervorführungen, größere Versammlungen, große Ausstellungen, einige Feste suchen wir nach Alternativen. Absehbar wird insbesondere die internationale Stadtteilarbeit darunter leiden. Also fast alles, was sich in den letzten Jahren so an internationaler zivilgesellschaftlicher Power entwickelt hat.

Durch den Wegfall des ex-S wird das derzeitige supererfolgreiche Gesamtgefüge Kunst und Kultur Baustelle empfindlich gestört und viele ehrenamtliche Bemühungen zerstört. Vor allem aber wird dem Stadtteil ein aus dem Stadtteil gewachsener echter Begegnungsort genommen. 
Was wir ganz bestimmt wissen ist, dass es an uns nicht gelegen hat. Wir sind wirklich  stolz auf die in den vergangenen 15 Jahren im Flensburger Norden geleistete Arbeit. Wir sind aber auch schon immer ZwischennutzerInnen und Transformations-Akrobatiker gewesen.

Womöglich ist der ex-S mit seinem Vorplatz, der Barrierefreiheit, der genialen Lage, der Größe, der Nähe zu den Menschen im Stadtteil, den hellen Innenräumen, der besonderen Ausstrahlung zur Zeit auch einfach nicht ersetzbar. Dann wäre es vernünftig sich zurückzuziehen, auf die DNA des Vereins zu setzen, also Kunst, Theater und Jazz, anstatt auf Krampf weiterzumachen. Manchmal muss man eine Tür erst vollständig schließen, damit eine andere aufgehen kann. 

"Es ist schwer, die Welt ehrenamtlich zu retten, solange andere sie hauptberuflich zerstören."
Eckart von Hirschhausen, Wissenschaftsjournalist